Mal was ernstes. Und weil wieder Navidson-time war. Du erinnerst Dich, die Figur des Will Navidson im Roman House of Leaves (von Mark. Z. Danielewski) rekurierte auf einen tatsächlichen Kriegsfotographen und Pulitzerpreisträger: Kevin Carter. Sein berühmtes und prämiertes Bild eines verhungernden Kleinkindes, neben dem schon ein Geier Platz genommen hat, kennt eigentlich jeder. Nur zwei Monate nach seiner Auszeichnung beging er Selbstmord, in seinem Abschiedsbrief beschreibt er, dass er verfolgt wird von „vivid memories of killings& korpses & anger & pain…“. Sein äusserst ambivalent rezipiertes Bild machte auf schmerzhafteste Weise bewußt wie wir heute überleben: durch Verdrängung! Wir wissen durch die totale Gegenwart der Neuen Medien von all dem tausendfachen Leid und greifen nicht ein und ja, manche Bilder kratzen noch kurz an uns und bringen uns ins Zweifeln, für eine unserer kurzen Aufmerksamkeitsspannen. Und ja, Carter fotografiert den Geier für uns anstatt ihn instinktiv sofort mit einem Fusstritt zu verscheuchen. Wahnsinn! Aber ich glaube, das hab ich Dir schon vor zwei Jahren alles erzählt! Aber diesen Film, DIARY von Tim Hetherington kennst du noch nicht. Hetherington ist am 20. April 2011 in Misrata, Libyen von einem Querschläger getroffen und getötet worden. Auf seiner immer noch existenten persönlichen Webseite sind auch einige Filme verlinkt, zu DIARY schreibt er: „a highly personal and experimental film that expresses the subjective experience of my work, and was made as an attempt to locate myself after ten years of reporting. It’s a kaleidoscope of images that link our western reality to the seemingly distant worlds we see in the media.“ Was für ein relict! Um Minute 17 hat es mich echt umgehauen: „If You say looking at these pictures that there is no hope, than I…“